MARLENE

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München 1944: Erschüttert steht Marlene vor dem ausgebombten Haus am Prinzregentenplatz. Ihre Freundin Deborah und deren kleinen Bruder Wolfgang wähnt sie tot. Doch das kann ihre Entschlossenheit zum Widerstand nicht brechen.

Todesmutig stürzt sie sich in den unheilvollen Strudel des Krieges, immer wieder riskiert sie ihr Leben und wird zu einer der meistgejagten Frauen im Deutschen Reich. Bald sieht sich Marlene vor der größten Entscheidung ihres Lebens: Sie erhält die Chance, den Verlauf des Krieges zu ändern. Doch dafür müsste der Mann, den sie liebt, sterben …



»In der »Honigtot«-Serie geht es um Mut, um große Gefühle, um Obsession, es geht um Verrat und Rache. Und es geht darum, dass dieser unsägliche Krieg uns alle bis heute beeinflusst und in uns nachwirkt.«
Hanni Münzer

Liebe Leserinnen und Leser,

„HONIGTOT“ – in eigener Sache
Wie die Fortsetzung von „MARLENE“ das Licht der Welt erblickte: Viele Leser haben mich angeschrieben und den Wunsch nach einer Fortsetzung von „HONIGTOT“ geäußert. Sie wollten mehr zu Deborah wissen, fragten, was letztendlich mit Gustav geschehen ist und wie es dem Wolferl und Ottilie weiter ergangen ist. Aber das besondere Interesse galt und gilt Marlene …
Und obwohl ich mich weiterhin kaum von meinen Figuren in „Honigtot“ lösen kann, und sich besonders Marlene in meinen Gedanken festgesetzt hat, hatte ich nie geplant, einen zweiten Teil zu schreiben. Aber nun weiß ich, dass ich Marlenes Geschichte erzählen muss. Denn sie trägt einen Teil der Figur meiner Großmutter in sich, die ebenfalls eine sehr tapfere und mutige Frau gewesen ist.

Hier geht es zu Band 2 der „Honigtot“-Saga, „MARLENE:

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Leseprobe »Marlene«
Prolog

Es war ein wunderbarer Sommer, eingehüllt in Gerüche und Erinnerungen, die sich für immer in ihr Gedächtnis einbrannten. Sie stand auf dem Feld, mitten in der Heuernte, hörte das Zirpen der Grillen, schmeckte den Staub der trockenen Erde auf der Zunge, badete im irisierenden Licht der Mittagssonne, spürte die Gluthitze im Nacken, den ihre Großmutter am Abend mit einer scharf riechenden Salbe einreiben würde, derselben, die sie auch für ihre Pferde nahm.

Sie war 16, es duftete nach Wildblumen und Heu, und ein unbekanntes Sehnen erfasste sie immer dann, wenn sie mit dem Sohn des Gutsverwalters verstohlene Blicke tauschte; jede Begegnung hielt sie in ihrem Tagebuch fest. Es war etwas Neues in ihr zum Leben erwacht, das ihr Blut zum Summen brachte.
Sie hatte Geburtstag, und obgleich ihr Großvater es ungern sah, wenn sie zusammen mit den Knechten draußen war, half sie auch heute beim Einholen des Heus. Sie liebte die körperliche Betätigung, fühlte sich durch die Arbeit lebendig, der Natur und den Menschen nah. Sie hatte junge, kräftige Hände, konnte mit ihnen die wildesten Pferde bändigen; ihre Schwielen erfüllten sie mit Stolz. Sie scherzte mit den Männern, Einheimischen und polnischen Wanderarbeitern, die sich in Deutschland als Erntehelfer verdingten. Von allen wurde sie gleichermaßen akzeptiert, nicht weil sie die Enkelin des Gutsbesitzers war, sondern weil sie ebenso hart zupacken konnte wie sie, sich bei der Arbeit niemals schonte.
Sie hörte das Motorengeräusch des Wagens zunächst nicht, denn die Männer hatten ein Erntelied angestimmt. Erst Rufe machten sie auf die Neuankömmlinge aufmerksam. Sie schirmte die Augen gegen die Sonne ab und beobachtete, wie sich aus dem Licht zwei näher kommende Gestalten herauskristallisierten. Sie kannte sie: Es waren der örtliche Gauleiter Mettmann und sein Sohn Herbert. Mit dem gleichaltrigen Herbert hatte sie die Dorfschule besucht.
»Ich habe es meinem Sohn nicht glauben wollen, Fräulein von Dürkheim!«, ereiferte sich Herberts Vater, noch bevor er sie ganz erreicht hatte. »Aber hier sind Sie und machen sich mit dem polnischen Judenpack gemein!«
Sie konnte seine Empörung nicht verstehen. »Wir arbeiten, was soll denn daran falsch sein?« Sie betrachtete den dicken Mann in der hässlichen Uniform, den sie seit ihrer Kindheit kannte. Paul Mettmann gehörte der Krämerladen im Ort, und er und seine Frau hatten ihr, als sie klein war, bei jedem Besuch Süßigkeiten zugesteckt. Der Krämer war damals ein stets zu Scherzen aufgelegter Mann gewesen, der sie bei jeder Begegnung in die Wange kniff und dafür bekannt gewesen war, niemals eine Gelegenheit zum Feiern auszulassen. Die neue Politik, der er sich verschrieben hatte, schien aus ihm einen völlig anderen Menschen gemacht zu haben; sie erkannte den vormals leutseligen Mann nicht wieder. Mit lauter und harscher Stimme gab er jetzt zu jeder Gelegenheit besserwisserische Kommentare von sich, die kaum jemanden im Dorf interessierten, weil sich der Baron von Dürkheim auch nicht dafür interessierte. Für die einfachen Bürger im brandenburgischen Dorf Levkojen war ihr Großvater weiterhin das Maß aller Dinge. Sie ließen Mettmann reden. Umso lauter meldete sich dieser zu Wort, schließlich wollte er gehört werden. Sogar seine Art zu lachen hatte sich verändert, die frühere Herzlichkeit war daraus verschwunden, als sei Lachen seinem Amt nicht angemessen. Auch seine Frau war eine andere geworden, ihr Gesicht war verkniffen geworden und das Lächeln mechanisch wie ein Zucken von Gesichtsmuskeln, als sei es nicht mehr als ein Tribut der Höflichkeit, die sie ihr, Anna von Dürkheim, der Enkelin des Barons, schuldete. Immer wenn die Krämersfrau nun auf sie traf, sah sie Anna auf eine Weise an, als wüsste sie von einer Schandtat, über die sie sich nur innerlich erregen konnte, weil es nicht in ihrer Macht stand, etwas dagegen zu unternehmen. Wann hatte die Frau vergessen, was Freude war, was Lachen und Leben bedeuteten? Wenigstens ihr Sohn Herbert war der Gleiche geblieben, er war schon immer ein wenig tumb gewesen.
Doch nicht nur der Krämer und seine Frau veränderten sich, auch sie: An jenem Julitag im Sommer 1935 war ihr politisches Gewissen erwacht. Die Zeit der Unschuld war vorbei.

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Rezension & Kritik zum ersten Teil »Honigtot«

»Wortgewaltig, authentisch, bewegend: Frau Münzer schreibt einen Roman, den man bedenkenlos im Geschichts- und auch gut im Deutschunterricht einsetzen könnte. Danke für dieses Buch. « Michael H.

»Ein Buch das einem beim Lesen mitreißt und zum Nachdenken anregt. Ein sehr starkes und wichtiges Buch, das von der Verzweiflung der Menschen erzählt.« Arietta

»Das Buch geht ans Herz, an den Verstand und wird jetzt schon zu einem der nachhaltigsten Bücher, die ich bisher gelesen habe.« ANKE WEINBRENNER, BUCHHANDLUNG BUNSELMEYER, HALLE/WESTFALEN


»Marlene« – ein Plädoyer für den Frieden

Dieses Buch ist erneut ein Plädoyer für den Frieden. Es ist auch eine Anklage gegen jene, die den Krieg wollen. Krieg entsteht nicht aus dem Nichts. Hinter jedem Krieg steckt ein Plan. Der Plan derer, die vom Krieg profitieren. Es geht weniger um Staaten oder Religion. Es geht um Macht und Geld. Um die Industrien, die daran verdienen. Und hinter diesen Industrien stehen Menschen.

Krieg ist mit dem normalen Verstand nicht zu fassen. Seit es die Menschheit gibt, führt sie Kriege, siegreiche Feldherren nennt die Geschichte Eroberer. Krieg ist nichts anderes als ein mörderischer Raubüberfall. Die Sieger marschieren ein, brennen Städte nieder, massakrieren die Bevölkerung, schänden Frauen und Mädchen. Jeder große Krieg war zerstörerischer als der vorhergehende, der letzte Weltkrieg fand erst mit dem Abwurf von zwei Atombomben sein Ende.

Der Erste Weltkrieg forderte circa 17 Millionen Tote, der Zweite circa 60 Millionen, der Pazifische Krieg (1937–1945) circa 20 Millionen. Zum Vergleich: Die Verluste der Napoleonischen Kriege beliefen sich auf circa 4 Millionen. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs starben durch geschätzte weitere 120 Kriege 26 bis 28 Millionen Menschen. Bis heute gelten allein 1,3 Millionen deutsche Militärangehörige aus dem Zweiten Weltkrieg als vermisst.

»Marlene« ist zwar nur ein Roman, dennoch ist er das Echo wahrer Begebenheiten. Die Geschichte spielt in Deutschlands dunkelsten Tagen, als die Menschen vergessen hatten, was Menschlichkeit bedeutet. Was Gustav Berchinger im ersten Band der »Honigtot«-Saga sagt, gilt: Diese Erde könnte ein Paradies sein, wenn die Menschen nur lernen würden, Frieden zu halten.

Auch wenn Gustav nur eine fiktive Gestalt ist, was er sagt, ist wahr: Wir Frauen haben ein Recht auf Frieden, für unsere Kinder.


Historische Karte zu den Schauplätzen in München der Honigtot-Saga

Die historischen Vorbilder der Widerstandskämpferin Marlene
By peut-être un résistant ou un sympathisant – קובץ:Covner3.gif, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=6488143

Marlene hat viele Vorbilder. Stellvertretend sei hier Vitka Kempner genannt.

Vitka war ein unbeugsamer Charakter und damals, im Jahr 1942, kaum zwanzig Jahre alt. Mit gefälschten arischen Papieren verlässt sie immer wieder das Ghetto. Sie legt mit Dynamit am Körper 30 Kilometer zu Fuß zurück und sprengt in Litauen mit einer selbst gebauten Bombe einen deutschen Militärzug in die Luft. Nie zuvor war ein Zug in Litauen in die Luft gesprengt worden. Es war nicht die Tat eines litauischen oder russischen Mannes. Es war die einer jüdischen Polin!

Vitka plant unermüdlich Aktionen, führt sie meist selbst aus. Sie legt Elektrostationen lahm, indem sie Transformatoren sprengt, schleicht sich in das KZ Kajlis, befreit 60 Insassen und bringt sie in ein Partisanenlager im Wald.

Als das Ghetto Wilna 1943 liquidiert werden soll, flieht sie mit ihrem späteren Mann Abba Kovner durch die Stadtkanalisation. Sie verstecken sich in den umliegenden Wäldern und führen ihren Partisanenkrieg fort. Nach Kriegsende emigrieren sie nach Israel. Vitka wurde 92 Jahre alt und überlebte ihren Mann Abba um 25 Jahre.

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